Vielleicht…

Vielleicht wird ja doch alles gut.

Nachdem letzte Woche eine der Ref-Wochen war, die ich am liebsten komplett aus meinem Kalender streichen möchte, habe ich diese Woche wieder neue Hoffnung, dass sich doch noch alles zum Guten wendet.

Erst wird die Stelle, meine Stelle, gestrichen, damit ging auch die wunderschöne, auserkorene Traumwohnung für meinen Verlobten und mich flöten (keine Sicherheit für den Vermieter mehr da) und am Ende steht sogar meine Prüfung auf der Kippe.
Darüber habe ich hier bewusst nicht geschrieben und ich möchte das jetzt auch nicht ausbreiten, aber Fakt ist, dass manche Menschen echt mal überlegen sollten, wie sie mit anderen Menschen umgehen. Referendare sind übrigens auch vollwertige Menschen und Kollegen. Entsprechend sollte man sie auch behandeln. Aber gut… meine Prüfung ist nach langem Hickhack, vielen Tränen und noch mehr Herumtelefonieren, Herumrennen und Gespräche suchen gerettet und kann (fast) wie geplant stattfinden. Zwar verschiebt sich der gesamte Prüfungstag um 90 Minuten nach hinten, aber das nehme ich gern in Kauf, wenn ich wenigstens meine Prüfungsstunden so halten kann, wie ich es schon seit Monaten geplant habe.

Ich habe schon jetzt einige Kollegen und Mitreferendare für mein Kolloquium gewinnen können, sodass ich nicht ganz allein da sitzen werde. Ich hoffe natürlich, dass es noch mehr werden.
Die Prüfungsstunden sind komplett fertig und werden diese Woche nur noch in den Formulierungen verfeinert, damit ich sie Freitag per Post abschicken kann.
Alle Materialien sind fertig erstellt, gebastelt oder gedruckt worden. Und auch der Beamer ist für den ganzen Tag reserviert.
Morgen muss ich mir noch einmal den Raum genau angucken, um zu sehen, ob ich meine Tische in Englisch lieber in U-Form oder in Gruppentische stelle. U-Form wäre besser, ist für die Stunde an sich auch methodisch passender, aber wahrscheinlich wegen der Klassengröße schwer machbar. Aber ich werde es morgen sehen.

Die Stellenausschreibungen sind noch nicht draußen, aber immerhin konnte ich am Samstag schon meine Bewerbung für Niedersachsen rausschicken.
Meine Hoffnung für eine Stelle hier ist nicht sehr groß, aber sie ist noch vorhanden und wird auch zuletzt sterben. Nach der Prüfung werden alle Privatschulen abgeklappert. Irgendwas muss einfach klappen! Und es kann nach der Chaoswoche letzte Woche eigentlich nur noch bergauf gehen.

Lahmer Schulstart

Irgendwie hätte ich mir den ersten Schultag anders vorgestellt. Meine Klassen aus den Ferien begrüßen, mir Ferienerlebnisse anhören, in freudige Schülergesichter gucken – wenigstens Letzteres konnte ich etwas auf dem Flur.

Da heute Donnerstag ist, hätte ich normalerweise gänzlich frei gehabt. Allerdings mussten alle Kollegen ab 8.15 Uhr in der Schule sein, weil die 5.-Klässler begrüßt wurden. Pünktlich wie immer erschien ich in der Schule, um in mein meistens leeres Fach zu schauen und die neuesten Zettel an unseren Pinnwänden zu studieren. Erstaunlicherweise fand ich 2 Zettel in meinem Fach (neuer Stundenplan, auf dem aber nur ein Raum geändert war, und das Protokoll der Fachkonferenz Deutsch). Auch an der Pinnwand fanden sich allerhand neue Informationen, u.a. zu unserem Spendenlauf am Montag (den ich leider nicht miterlebe, weil montags Seminartag ist) und unserer Harzwanderung am Dienstag.
Hier erfuhr ich, dass ich mit meiner Lieblingsklasse, mit denen ich auch in Schottland war, mit dem Bus in den Harz fahre und auch mit ihnen wandern werde. Während ich da vor der Pinnwand stand und sorgfältig alle Infos zu Dienstag studierte, bemerkte ein Sportkollege, dass wir die schwierigste und längste Strecke wandern würden. Man brauche unbedingt Wanderschuhe! Ich zeigte beinahe schüchtern auf meine Turnschuhe, die ich auch zum Wandern anziehen wollte. Da mischten sich gleich noch 2 weitere Kollegen ein, dass ich mit diesen Schuhen niemals wandern könne und ich mir meine Füße damit kaputt mache! Wenn die wüssten, was ich mit den Schuhen schon alles erlebt und gemacht habe… Fakt ist: Ich werde mir nicht für eine läpprige Wanderung im Harz Wanderschuhe für über 100€ kaufen!
Später am Tag meinte meine Mentorin auch, dass sie die Strecke schon öfter in normalen Halbschuhen gelaufen sei und das super klappte. Also drauf gepfiffen!

Ein anderer nebenbei geäußerter Kommentar eines Kollegen vor der Pinnwand beunruhigte mich dann schon eher. Mir auf die Schulter klopfend kam besagter Kollege an mir vorbei und bemerkte, dass ich ja dann mit der neuen Englischkollegin meine Klassen teilen würde und dass das sicher suuuuuuper  mit uns funktionieren wird, weil wir uns recht ähnlich sind. Letzteres kann ich nicht beurteilen, da sie erst ab Mitte September bei uns ist (sie ist noch nicht von ihrer alten Schule freigegeben wurden). Ersteres in diesem Satz beunruhigte mich dann aber sehr. Wir teilen uns die Klassen? Wie soll ich mir das vorstellen? Teamteaching? Hälfte-Hälfte?
Eigentlich hatte ich den stellv. Schulleiter so verstanden, dass die Stunden offiziell geteilt sind, ich die Klassen aber bis Weihnachten habe und sie die dann ab Januar, also wenn ich weg bin, übernimmt. Alles Andere macht auch wenig Sinn, weil in der einen Klasse noch ein wichtiger Unterrichtsbesuch (GUB) aussteht und ich in der anderen meine Prüfung mache. Das funktioniert doch mit Teilen oder Teamteaching gar nicht…
Ich warte jetzt erst einmal ab, bis sie da ist und bespreche das mit ihr. Sollte sie auf so eine komische Teilung bestehen, rede ich nochmal mit dem stellv. Schulleiter und zur Not mit meinem Seminar. Meine Stunden lass ich mir aber nicht nehmen – und meine Prüfung/ meine Gesamtnote erst recht nicht verpfuschen!

Tja, das waren meine spannenden 5 Minuten des heutigen Schultages. Ansonsten wartete ich, dass die Zeit vergeht, quatschte etwas mit meinen Kollegen und machte mich dann kurz vor 10 Uhr auf den Weg, nachdem sich eine andere Kollegin auch nach Hause traute. Leider gab es nämlich keine Information, wie lange wir in der Schule bleiben müssen…

Morgen wird es dann hoffentlich spannender bei den alljährlichen Projektvorstellungen in der Uni. Außerdem kommen morgen allerlei wichtige Menschen, um Reden zu unserem Schuljubiläum zu halten. Man darf also gespannt sein! 🙂

Back to school

So langsam, aber sicher sind die Ferien wirklich zu Ende. Ab Donnerstag werden wieder hunderte von Schülern durch das Schulgebäude wuseln – und ich mittendrin. Einerseits freue ich mich, andererseits hätten die Ferien auch noch etwas länger andauern können. 😉

Heute war unser erster Vorbereitungstag. 2 Stunden Dienstberatung mit allen möglichen Informationen durften wir heute genießen. Diesmal hat unser stellvertretender Schulleiter die Sitzung geleitet. Von einem neuen Schulleiter war bisher noch nicht die Rede und ich glaube auch nicht, dass ich den in meiner Referendarzeit noch erleben werde.

Dafür gab es viele andere Informationen. Eine Kollegin hat in den Ferien heimlich geheiratet und hat einen neuen Namen. (Sie will gern ihre Schüler veräppeln, indem auf den Stundenplänen immer ihr neuer Name stehen soll und die Kollegen dann so tun sollen, als wäre es eine neue Kollegin. Der Überraschungseffekt wird super! 😀 ) Wir haben eine neue Kollegin (darüber habe ich mich ja schon einmal extra ausgelassen), die aber heute seltsamerweise nicht anwesend war. Und wir bekommen wahrscheinlich einen promovierten Referendar in den Fächern Deutsch und Sport – vorausgesetzt es finden sich Mentoren. Dann bin ich nicht mehr allein an der Referendarfront.
Tja, ansonsten werden die ersten Tage vom Schuljubiläum gefüllt sein. Der Unterricht geht erst nächsten Mittwoch so richtig los.

Leider gab es heute aber noch nicht die Stundenpläne. Dabei bin ich soooo neugierig, wie meine Stunden diesmal verteilt sind und ob ich trotz neuer Kollegin meine Wunschklassen bekomme. Morgen bekommen wir sie hoffentlich, zumindest wird dieses Ziel angestrebt. Ich wünsche es mir sehr, weil ich dann endlich die ersten Sequenzplanungen machen kann. Im Moment ist das schwer möglich, weil ich nicht weiß, ob ich Doppel- oder Einzelstunden habe.

Ansonsten stehen morgen nur die Fachkonferenzen an. Natürlich finden Englisch und Deutsch wieder gleichzeitig statt, sodass ich nur zu Englisch gehe und mich in Deutsch von meiner Mentorin informieren lasse. Da habe ich wenigstens eine… in Englisch ist das alles noch etwas in der Schwebe, wer meine neue Mentorin wird.
Und danach müssen wir bis 12 Uhr in der Schule bleiben – wozu auch immer. Ich nehme mir was zum Arbeiten mit und hoffe, dass ich dann auch irgendwo Ruhe dazu finde.
Mittwoch dürfen wir zum Glück zu Hause bleiben, bevor es dann Donnerstag richtig losgeht. 🙂

Lernen durch Engagement/ Service-Learning

„Heute haben wir das wichtigste Hauptseminar des gesamten Jahres – Sie dürfen also gespannt sein!“
Mit diesen Worten begrüßte uns unser Hauptseminarleiter heute gut gelaunt eine halbe Stunde später als normal.
Schon vor 2 Wochen erzählte er mir ungefragt ganz aufgeregt und ausgedehnt davon, was uns heute erwarten würde – umso neugieriger war ich also.

Wir lernten heute „die ultimative Unterrichtsmethode“ LdE, Lernen durch Engagement, kennen. Kurz gesagt ist es normaler Projektunterricht, der durch gesellschaftliches Engagement seine Bedeutung erhält. Es werden also nicht nur Projekte wegen der Fachinhalte durchgeführt, sondern weil in der Gesellschaft ein realer Bedarf besteht, der dann von den Schülern innerhalb des Projektes gedeckt wird. Das Thema sollen die Schüler möglichst selbst finden, wobei uns auch Methoden vermittelt wurden, wie wir die Schüler bei der Ideenfindung unterstützen können. Meistens geht es dann in die soziale, ökologische oder politische Richtung, aber auch kulturelle Projekte sind gut denkbar. Beispiele waren, dass Schüler in Altenheime gehen und dort die Senioren verwöhnen, in Kindertagesstätten aushelfen, Tanzkurse geben/ Lieder einstudieren und die Ergebnisse dann z.B. im Krankenhaus oder Altenheim vorführen o.ä.
Die Schüler engagieren sich also in der Gesellschaft und einmal im Monat kommen sie in der Schule mit dem Fachlehrer zusammen, reflektieren ihre Projekte und bekommen fachliches Hintergrundwissen vermittelt. Das Ganze sollte möglichst über ein ganzes Schuljahr laufen, kann jedoch anfangs auch nur 4-6 Wochen gehen. Empfohlen wurde es ab der 8. Klasse. 2 Mal im Jahr werden die Schüler auch von den Fachlehrern besucht, um sicherzustellen, dass alles gut geht.

An sich ist das Konzept wirklich super, da auch endlich mal der Lebensweltbezug gegeben ist, der so oft gefordert wird. Auch die Schüler, die heute persönlich von ihren Erfahrungen berichteten, wirkten wirklich motiviert und begeistert (auch wenn sie zugaben, dass nicht alle Schüler ihres Kurses mitgezogen werden konnten).
Uns allen stellte sich allerdings die Frage, wie man solche großen Projekte aufgrund der zeitlich engen Rahmenrichtlinien/ Lehrpläne umsetzen kann… Alle Beispiele, die uns gezeigt wurden, fanden im Rahmen von Arbeitsgemeinschaften oder Wahlpflichtkursen statt, jedoch nicht im Rahmen des normalen Fachunterrichts. Eigentlich schade, da so wieder nur eine kleine Gruppe Schüler von den Erfahrungen und vielfältigen Kompetenzen profitiert.
Und dann kann man das auch nicht allein implementieren, sondern braucht Kollegen aus unterschiedlichen Fachrichtungen, die mitziehen. Da wird es dann schon noch schwieriger.

Ich fühle mich jetzt dennoch dazu angestachelt, mal über die Implementierung in den Fachunterricht nachzudenken – für eine AG hätte ich schon sofort eine Idee. Das kommt dann aber alles nach den Prüfungen bei meiner 1. festen Stelle (sofern ich sie dann irgendwann bekomme…). Wenn ihr Ideen habt, dann immer her damit! 🙂

Das Danach

Ich weiß, dass ich thematisch in meinem Blog gerade abweiche, aber ohne Schule gibt es auch keine großen Neuigkeiten aus der Schule.

Nachdem ich gerade die heute-Nachrichten auf ZDF verfolgt habe, steigt in mir wieder diese Wut und Traurigkeit hoch, wie ich sie schon seit einigen Tagen fühle. Nach dem Hochwasser ist offensichtlich nicht vor dem Hochwasser. Die Solidarität nimmt ab – zumindest zwischen den Städten und Orten, die betroffen sind. Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gang und auch an unserer Schule haben sich heute einige Kollegen eingetroffen, um die Schule aufzuräumen, um ab Montag den Unterrichtsbetrieb wieder zu sichern. Schade war, dass so viele Kollegen nicht gekommen sind, von denen ich weiß, dass sie nicht vom Hochwasser betroffen sind und dass sie problemlos hätten kommen können. Aber die werden schon ihre Gründe haben. Und dass ich als einzige von uns drei Referendaren da war, wird mir wohl außer meines Gewissens auch keiner danken.

Was mich aber viel trauriger und gleichzeitig wütender macht, sind die Vorwürfe aus umliegenden Orten, die man sich anhören muss. Ständig wird gesagt, dass wir alle egoistisch wären, weil unser Ort vor den größten Katastrophen gesichert wurde und andere Orte angeblich nur deswegen absaufen würden. Wir würden uns mit Absicht querstellen, diesen Orten zu helfen, nur damit es uns gut geht. Und wir haben einen unserer Ortsteile mit Absicht geopfert, damit es den anderen gut geht. (Letzteres mag sogar stimmen, denn hätten wir diesen Stadtteil nicht „geopfert“, dann wären die Ausmaße der Katastrophe hier nicht denkbar gewesen – Wasser aus allen Gullis und keine ordentliche Abwasserversorgung mehr.) Dennoch finde ich es unmöglich in Zeiten wie diesen, in denen es Orten wie Aken, Fischbeck, Wust usw. noch immer wahnsinnig schlecht geht, in denen noch immer gekämpft werden muss, dass nicht noch mehr Wasser in die Orte läuft, die Gemeinschaftshilfe in Frage zu stellen. Es wurden Fahrgemeinschaften gebildet, um auch den umliegenden Orten zu helfen, es wurden viele Kilometer gefahren, und dennoch hören wir diese Vorwürfe. Zumal gerade wir zivilen Helfer gar nichts gegen die Entscheidungen von oben machen können.
Es macht mich einfach traurig, dass wir nicht weiter zusammenhalten und gemeinsam gegen die Flut kämpfen können.
Es macht mich noch trauriger, dass die Politik nicht immer den Überblick über die Gesamtsituation behalten und schnell die richtigen Entscheidungen treffen konnte. Doch das sind auch nur Menschen… Umso wichtiger ist der Zusammenhalt und keine Hetze auf Politik oder andere Orte.

Unfreiwillige Ferien

Dass Hochwasser furchtbar ist, habe ich in meinen letzten Posts bereits deutlich genug gemacht. Hier entspannt sich die Lage zwar, doch kann man in den Medien weiterhin schreckliche Bilder von überfluteten Dörfern, Feldern und Städten sehen, die mich einfach nur schockieren und sprachlos machen. Man möchte so gern helfen, auch wenn man schon viel geschuftet hat, doch im Moment ist es einfach nicht möglich.

Die Bewohner der evakuierten Stadtteile meiner Heimatstadt konnten heute fast alle wieder zurück in ihre Häuser und Wohnungen, doch an Aufräumen ist noch nicht zu denken. Das Wasser steht dort noch immer mindestens kniehoch… (Also kehren sie auch nicht wirklich zurück, doch können sie sich ein Bild von der Lage machen.)

Also sitze ich hier und gehe typischen Lehrertätigkeiten nach, während mein Berg an Arbeit langsam, aber sicher abgearbeitet ist. Einerseits eine gute Nachricht, andererseits fühle ich mich doch blöd. Die ganze Woche hat die Schule geschlossen und spätestens morgen Vormittag werde ich alles erledigt und auch meine Wohnung blitzeblank geputzt haben. Aufgrund des starken Drucks, der noch immer auf den Deichen lastet, können auch keine Sandsäcke weggeschafft werden.

Was mache ich also ab morgen? Wahrscheinlich Ferien… Donnerstagvormittag treffen wir uns noch einmal in der Schule und räumen dort den Keller, die Turnhalle und das untere Stockwerk wieder ein. Ansonsten haben wir keine Aufgabe. Es macht auch keinen Sinn, schon den Unterricht für die nächsten Wochen zu planen, weil noch so viel Ungewissheit herrscht. Und in Englisch wird es eh unspektakulär die nächsten Stunden, weil ich noch immer die Klassenarbeit zurückgeben und ein Diktat schreiben muss. Hmpf… einfach unbefriedigend.

Ich hoffe, dass zum Wochenende doch schon mehr getan werden kann und das Wasser weiter abläuft. Dann kann man auch endlich wieder tätig werden. Ich fühle mich einfach falsch dabei, hier Ferien zu machen, wenn andere gerade eine große Katastrophe durchstehen müssen. Oder bin ich zu sehr Gutmensch? Alle Kollegen reden auf mich ein, dass ich schon genug getan hätte und mich einfach mal entspannen soll. Und die Schüler freuen sich wahrscheinlich auch riesig über die schulfreie Zeit, sofern sie nicht selbst betroffen sind…

Kommen wir jetzt ins Fernsehen?

Jetzt ist der Streik schon 2 Tage vorbei und noch immer ist er Gesprächsthema Nummer 1 bei uns an der Schule. Neugierige Kollegen, die gestreikt haben, hören sich nach den Umständen an der Schule am Dienstag um – und sind nicht verwundert über das Chaos. *Ironie an* Wie soll man das auch vorher planen, wenn sich die Lehrer und Schüler erst 5 Tage vorher melden, ob sie da sind oder nicht? Das ist ja schier unmöglich!*Ironie aus*

Die Kollegen, die trotz Streik unterrichtet haben, werden von noch neugierigeren Kollegen zu ihrer Haltung zum Streik ausgefragt und kritisch beäugt. Interessant ist das Phänomen, dass eben jene Kollegen sich wie Promis, Politiker oder ähnlich geartete Wichtigkeiten unserer Gesellschaft im Fernsehen verhalten: „Kein Kommentar“ und komplette Ignoranz gegenüber den zu wissberierigen Menschen um sie herum. Ob es ihnen peinlich ist oder ob sie es satt sind, wieder und wieder ihre Argumente dafür hervorzubringen, weiß man nicht. Dass sie sich damit aber keine Freunde gemacht haben, sollte ihnen spätestens heute klar sein. Aber Kollegialität ist für einige eben doch ein Fremdwort – die anderen können sich einsetzen und wir profitieren von ihren Kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen. Ist ja auch viel bequemer.

Und das Beste: Unsere Schule stand jetzt namentlich sogar in der Zeitung: Wir sind das einzige Gymnasium, das am Dienstag auch Unterricht gemacht hat. Toll, oder? Holt die Sektgläser heraus und lasst uns anstoßen! Eine neue Ära unserer Schule ist angebrochen – und wir sind mal wieder Gesprächsthema Nummer 1. Nur leider diesmal in einer ganz anderen Weise, als es sonst der Fall ist…

Streikchaos

Wie schon gestern erwähnt, wurde heute gestreikt. Wir Referendare hatten die Anweisung vom Seminar, zur ersten Stunde zu erscheinen, um die Aufsichtspflicht der Schule garantieren zu können. Da ich eine sehr pflichtbewusste Person bin, habe ich das natürlich gemacht, obwohl ich sonst erst zur 4. Stunde in die Schule gemusst hätte.

Schon in der Straßenbahn merkte man, dass heute etwas anders ist. Sonst ist sie voll mit Schülern der verschiedensten Schulen, heute konnte man die Schüler an zwei Händen abzählen. Es kamen vor allem 5.-7.-Klässler, die wahrscheinlich nicht allein zu Hause bleiben durften.
Doch es mangelte nicht nur an Schülern, sondern auch an Lehrern. Ganze 3 Kollegen waren heute früh da – ich natürlich als einzige Referendarin. So viel zu den Anweisungen des Seminars…
Schnell gewannen eine Kollegin und ich einen Überblick über die anwesenden Schüler (ca. 50, also zwei Klassen) und machten einen Schlachtplan, was wir mit denen anstellen: Eine Truppe darf mit ihr Video gucken, die andere darf mit mir und einem Sportlehrer in die Sporthalle, um Tischtennis zu spielen. Froh über die schnelle Klärung – von der Schulleitung kam bis dato nichts – erzählte ich dem Schulleiter vom Plan. Statt dem zuzustimmen, tigerte er erst einmal planlos durch das Schulgebäude, um sich selbst einen Überblick zu verschaffen. Nach gefühlten 10 Minuten kam er zu dem Entschluss, dass er das jetzt nicht entscheiden könne und auf den Stellvertreter warten möchte. Hallo? Wofür ist denn ein Schulleiter da? Warum kann er keine Anweisung geben?
Naja, die Rettung kam just in die Schule und organisierte alles genau so, wie wir es uns schon abgemacht hatten. Also ab in die Turnhalle und die Kleinen beaufsichtigen – nichts leichter als das.

Nach der 1. Stunde hatte ich dann ein Date mit meiner Mentorin und sprach noch Einiges wegen meiner schriftlichen Arbeit ab. Sie machte sich dann nach Hause (obwohl offiziell galt, dass wir bis zur siebten Stunde bleiben müssen!) und ich… ich war planlos. Alle Schüler wurden beaufsichtigt und es gab keine Aufgabe für mich. Gehen durfte ich aber auch nicht. Zum Glück hatte ich mir ein paar Schülerarbeiten mitgenommen, die ich dann korrigiert habe.
Eine Stunde später fragte ich noch einmal bei der Schulleitung nach. Schließlich gab es weiterhin keine Informationen, was passieren soll – einfach absolut unorganisiert! Und dann musste ich mir auch noch in einem mehr als frechen Ton anhören, dass es keinen interessiere, ob ich heute früher gekommen sei oder nicht. Unglaublich! Andere Kollegen kommen trotz Anweisung gar nicht und die pflichtbewussten werden auch noch zusammengesch****n. Naja, geschluckt und weiter gewartet.
Noch immer hatte ich keine wirkliche Aufgabe und beschäftigte mich weitere 2 Stunden im Vorbereitungsraum mit Schülerarbeiten und allerlei anderem Zeug. Nebenbei habe ich immer mal wieder mit einer Deutschkollegin geschnackt, die das auch alles mehr als unverschämt und unorganisiert fand. Sie musste heute nämlich auch viel länger in der Schule sein als sonst – und das ohne Aufgabe und ohne mitgebrachte Arbeiten, wie ich sie hatte.

Um 12.30 Uhr durften die unbeschäftigten Schüler und ich endlich gehen – schließlich könnte hier auch regulär Schulschluss sein, wenn man einen kurzen Tag als Schüler hat. Und wann meine liebe Deutschkollegin gehen durfte, weiß ich auch nicht… Ich hoffe schnell!

Fazit: Ich habe selten etwas so Unorganisiertes und Unstrukturiertes erlebt! Die Deutschkollegin erzählte, dass es vor wenigen Jahren schon einmal einen ähnlichen Streik gab (unter anderer Schulleitung) und an dem Tag alles perfekt durchgeplant war, wer wann welche Klasse betreut. Da konnte man sich wenigstens auf etwas einstellen!
Übrigens gab es auch die Kollegen, die den Streik – scheinbar sogar stolz darüber – gebrochen haben, indem sie normalen Unterricht gemacht und sogar Tests geschrieben haben… so viel zur Kollegialität!

Planung adé

Morgen ist Streik.
Den Eltern wird mitgeteilt, dass kein normaler Unterricht an der Schule stattfinden wird. Trotzdem werden einige Schüler zur Schule kommen, da sie nicht allein zu Hause bleiben dürfen. Andere freuen sich wohl jetzt schon auf den freien Tag morgen.
Für mich bedeutet das, dass ich morgen schon zur 1. statt zur 4. Stunde in der Schule erscheinen darf, um die Schüler, die da sind, zu beaufsichtigen. Da wir allerdings noch nicht wissen, wie viele wirklich kommen, kann es auch sein, dass ich gleich wieder nach Hause darf. Oder ich bleibe bis zum Nachmittag. Fest steht: Es ist alles noch unsicher, was morgen passieren wird.
Fakt ist: Ich werde morgen keinen Unterricht machen und dadurch den Streik brechen. Schließlich finde ich es gut, dass sich auch Lehrer trauen, auf die Straße zu gehen und für ihre Rechte einzutreten. Sogar verbeamtete. Das möchte ich unterstützen, indem ich zwar in der Schule bin, aber nicht den Unterricht fortsetzen werde. Andere Kollegen (wohlgemerkt ca. eine Hand voll, also sehr wenige!) handhaben es laut Vertretungsplan im Internet anders – sie werden ihren normalen Unterricht durchziehen. (Man verliert ja wertvolle Stunden…) Ob dann aber wirklich alle Schüler kommen und das mitbekommen? Zumal die offizielle Aussage der Schulleitung ist, dass kein Unterricht stattfindet?
Ich muss schon sagen, dass ich vorhin etwas geschockt war, dass nicht alle Lehrer ausnahmslos mitziehen. Aber vielleicht sind da meine Ansprüche auch zu idealistisch. Sogar die eine Referendarin wird zwei ihrer insgesamt 5 oder 6 Stunden morgen halten. Das hat mich etwas zum Nachdenken angeregt, ob ich das Richtige mache. Ist es in Ordnung, den Schülern ihr Recht auf Unterricht zu verwehren? Verhalte ich mich moralisch richtig? Den Kollegen gegenüber ja – zumindest denen, die streiken. Und den anderen? Von denen hagelt es vielleicht sogar Kritik, dass ich in der Schule bin und trotzdem nicht unterrichte. Zumindest rechtlich stehe ich aber auf der sicheren Seite, da ich nicht verpflichtet bin, Streik zu brechen. Immerhin.
Ich glaube, dass wir morgen im Chaos versinken und die Planer ordentlich zu tun haben werden, das alles zu koordinieren. Ich spreche ihnen schon jetzt meinen höchsten Respekt aus!

Essen, schlafen, essen, schlafen, …

Das könnte ich heute nach der mehr als anstrengenden Woche nur noch machen. Nachdem ich Mittwoch nach dem langen Schultag noch bis abends um acht beim Renovieren in der neuen Wohnung meiner Großeltern geholfen hatte, stand Donnerstag mein GUB an. Seit Dienstag war meine Mentorin schon so hibbelig, dass sie gar nicht verstehen konnte, wie ich so ruhig bleiben konnte. Gestern war ich das natürlich nicht mehr… Je näher der Zeitpunkt rückte, desto aufgeregter wurde ich. Schnell nochmal die Geschichte des 19. Jahrhunderts nachgelesen, noch 3 Mal den Stundenverlauf durchgehen, damit alles reibungslos über die Bühne geht, und sofort zu Beginn der Pause in den Raum stürmen, um das Tafelbild vorzubereiten. Alles schön mit Lineal, möglichst ordentlich schreiben, zwischendurch dem Schulleiter nett die Hand schütteln und dann noch Moderationskarten austeilen. Noch schnell die Prüfer begrüßen – damit war alles rechtzeitig geschafft. Es konnte losgehen.

Die ersten 10 Minuten war ich innerlich total aufgeregt, habe aber nach außen wohl doch absolute Ruhe ausgestrahlt. Und es lief alles richtig gut! Ich habe mir keinen großen Patzer erlaubt, die Schüler haben einfach super mitgearbeitet und noch bessere Ergebnisse geliefert, als ich es mir hätte wünschen können. Ich bin wirklich stolz auf sie und muss ihnen das am Dienstag auch noch transportieren.

Nach der Stunde hatte ich die obligatorischen 10-15 Minuten, um mir alles für das Reflexionsgespräch zurechtzulegen Schon hier verriet mir meine Mentorin, was ich noch anmerken könnte und dass mir zumindest die Fachseminarleiterin, neben der sie saß, sehr wohl gesinnt sei. Erste Erleichterung machte sich breit, doch die Aufregung verflog noch lange nicht. Das geschah erst im Laufe des Gesprächs. Es wurde fast ausschließlich positive Kritik an mich gerichtet – ich habe schon einen großen Entwicklungsschritt seit dem letzten Mal getan, eine sehr positive Beziehung zu den Schülern aufgebaut, meine Lehrerpersönlichkeit sei schon sehr gut ausgereift und ich habe die Rolle gut angenommen, Medien und Sozialformen wurden sinnvoll eingesetzt und auch die Zeitplanung hat funktioniert. Und worauf sie besonders stolz waren: Ich konnte sogar mal Lockerheit zeigen. Meine Mentorin unterstützte das Bild noch durch kleine Anekdoten der vergangenen Wochen und Monate, wofür ich ihr auch ganz herzlich danken musste.
Entwicklungsschritte: Ich neige leicht zum Lehrerecho und soll dementsprechend meine Gesprächsimpulse noch weiterentwickeln (um auch die Stimme zu entlasten) und ich soll meine Tafelschrift weiterentwickeln. Sie sei zwar schon viel besser, aber noch nicht so gut, wie sie mal sein soll. Das heißt also weiter üben, üben, üben.

Ansonsten waren aber alle sehr stolz auf mich und meinten, ich sei auf einem sehr guten Weg. Eine Kollegin und die Seminarleiter meinten sogar, dass es Wahnsinn ist, wie gut ich das nach nur 6 Monaten Referendariat gemeistert hätte. Es sei wohl selten, dass man dann schon so weit ist. Und auch der Schulleiter war stolz und freute sich, dass er bzw. die Schule noch so lange etwas von mir hat. Und was wir alle im Kollegium danach feststellten: So eine Stunde ist fern von der Realität. Immerhin saß ich knapp 4 Wochen mehr oder minder konzentriert und effektiv an der Planung – absolut nicht möglich im normalen Alltag. Aber das werden die Prüfer wohl nie lernen. Sie wollen ja auch nur sehen, wozu wir im Prinzip in der Lage sind – und das müssen wir eben alles in einer Stunde perfekt zeigen. Über die Sinnhaftigkeit kann man sich nun streiten.
Nun liegt aber ein noch größerer Druck auf mir, weil es jetzt auf das Feintuning ankommt.

Dem widme ich mich aber später – jetzt brauch ich Wochenende! Zumindest heute und morgen, Sonntag geht es dann an die Wochenplanung. Und die SAB rückt auch immer näher… (Keine Nachricht aus Wales – ich muss mich also an Plan B machen. :-/ )