Von freien Montagen und zu vielen Unterrichtsbesuchen

Freie Montage sind einfach nur toll! Und das Beste: das wird schon fast zur Gewohnheit, da sich das Referendariat dem Ende zuneigt. Das letzte Hauptseminar hatten wir schon letzte Woche. Mit Kuchen und guter Laune sprachen wir die letzten bürokratischen Dinge für die Prüfung ab und ließen es uns anschließend gut gehen. Und auch das Deutschseminar findet nur noch alle 4 Wochen statt, was eine wahnsinnige Entlastung darstellt. Genauso sieht es mit den Donnerstagnachmittagen aus. Letzten Donnerstag fand das letzte Englischseminar bis Dezember statt. Es ist einfach entlastend, weil viel mehr Zeit für andere Dinge bleibt. Vor allem die Prüfungsentwürfe schreiben sich nicht von selbst, genauso wie das Kolloquium sich nicht von selbst vorbereitet.

Aber so weit bin ich noch gar nicht. Heute nutzte ich die Zeit für viele Kleinigkeiten, die schon einige Zeit liegen geblieben waren. Außerdem plante ich die Stunden für morgen und übermorgen und stellte meine Materialien für den UB morgen fertig. Ich finde ja, dass mein Denglisch-Vulkan super geworden ist.

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Die Schüler sollen sich morgen nämlich mit der Notwendigkeit von Anglizismen in der deutschen Sprache beschäftigen und gestalten dafür in Gruppen einen Denglisch-Vulkan. Sinnlose Anglizismen werden in der Magmakammer verbrannt, Wörter mit schönen deutschen Übersetzungen dürfen auf den weißen Wolken schweben, unverzichtbare englische Begriffe setzen sich auf dem grünen Rasen fest und schwer ersetzbare englische Wörter befinden sich im (ungewissen) gelben Horizont. Grundlage sind Wörter, die sie aus einer schönen Kolumne von Bastian Sick heraussuchen. Ich bin sehr gespannt, wie sie den Vulkan annehmen. Ich finde ihn jetzt schon toll, auch wenn man sieht, dass Zeichenkünste an mir vorbeigegangen sind. 😀

Übermorgen steht dann der noch viel wichtigere Gemeinsame Unterrichtsbesuch an, für den die Schüler ihre Plakat-Gestalt-Künste unter Beweis stellen müssen. Mit ihren Kampagnen gegen das Komasaufen steht und fällt nämlich mein Entwurf. Aber ich bin ganz optimistisch, dass sie was Ordentliches kreieren. Zur Not motiviert sie morgen noch der Vokabeltest von letzter Woche… leider im negativen Sinne. Der ist nämlich gar nicht gut ausgefallen. Mit einem Durchschnitt von 3,2 und keiner Note 1 hat die Klasse wunderbar bewiesen, dass ihr Ruf, eine sehr faule Klasse zu sein, nicht von ungefähr kommt. Da sie auf die Kampagnen auch Noten bekommen, hoffe ich, dass sie sich jetzt umso mehr anstrengen, um die schlechte Note aus dem Test auszubügeln. Zusätzlich werde ich morgen aber die Wichtigkeit der schönen Kampagnen mit Nachdruck betonen. Tschakka!

Ich mach 3 Kreuze, wenn die Unterrichtsbesuche vorbei sind. (Der nächste folgt dann allerdings schon wieder in 2,5 Wochen.)

Hilfe ist da!

Das kann ja nicht so weitergehen mit der potenzierten Hilflosigkeit und ihren vielen Teilen – deswegen heute endlich mal positive Nachrichten. 🙂

Nein, der Klassenlehrer ist noch immer nicht da und es steht auch noch in den Sternen, ob er nächste Woche wiederkommt. Das behauptet die Schulleitung zwar, aber das war die letzten Wochen auch schon so.

Statt also auf seine Wiederkehr und eine Verbesserung dadurch zu hoffen (die ja nicht einmal feststeht), habe ich mir gestern sehr viele Gedanken gemacht (neben Examensarbeit- bzw. SAB-Schreiben), wie ich weiter mit der Klasse verfahre. Der Test war relativ durchschnittlich und doch schlecht für diese Klasse und insgesamt diese Schule ausgefallen: 3,0. Es gab eine Eins, einige Zweien, aber auch zwei Fünfen und einige Vieren. Alles in allem nicht berauschend, aber nach Gauß vollkommen in Ordnung (wobei seine Kurve auch diskutabel ist). Da ich den Schülern schon einmal einen grottigen Test erlassen hatte (hier war die beste Note eine 3!), habe ich mich mit meiner Mentorin darauf geeinigt, dass ich diesmal den Test bewerten werde. Das war für manch gute Schüler, die leider eine Vier hatten, sehr bitter, aber letztlich muss ich auch etwas durchziehen, wenn ich es androhe – schon allein, um mein Gesicht zu wahren und den Respekt nicht zu verlieren. Das war Lektion Nummer 1.

Lektion Nummer 2: Mir fiel endlich eine geeignete Möglichkeit des Umsetzens ein, da die drei Streithähne T., F. und R. nah aneinandersitzen. Da alle 3 aber auch vorne sitzen müssen, damit sie sich konzentrieren können, war das Ganze nie wirklich einfach. Vorerst bin ich mit der neuen Sitzordnung zufrieden, da sich F. und R. und auch F. und T. nicht mehr gegenseitig ablenken können. Und bei R. und T. kam das eh nie vor… Heute war es zumindest sehr angenehm, was aber mehrere Gründe haben kann: Das Gespräch am Dienstag, das Umsetzen oder auch meine 3. pädagogische Maßnahme:

Lange habe ich mich gegen solche Methoden gewehrt, obwohl die Wirksamkeit auch durch Mitreferendare bewiesen ist: Belohnungs- und Bestrafungssysteme. Statt Einträgen ins Hausaufgabenheft oder ins Klassenbuch gibt es bei mir jetzt Umschläge. Ja, richtig gelesen. Jede Stunde lege ich einen Zettel mit einer Extra-Hausaufgabe in den „magischen Umschlag“. Diesen bekommt immer der Schüler, der gerade stört, d.h. der Umschlag wandert in der Stunde von Schüler zu Schüler – je nachdem, wer gerade gestört hat. Wer den Umschlag am Ende der Stunde hat, muss die Aufgabe erledigen und in der nächsten Stunde vorweisen. Versäumt er das 3 Mal, kommt er zur mündlichen LK dran.
Die Schüler reagierten erstaunlich gut auf die Methode, bei der ich mir bis zur letzten Minute unsicher war, ob ich sie wirklich einführe. Viele sagten, dass sie das richtig gut fänden. Und was soll ich sagen? Es hat heute erstaunlich  gut funktioniert! Nur 3 verschiedene Schüler (und keiner der oben genannten!) erhielten den Umschlag und es war erstaunlich ruhig im Klassenraum. Die Schüler haben konzentriert gearbeitet und gut mitgemacht. Das hat mir wirklich gut gefallen. Bis zu den Sommerferien behalten wir das also bei.
Was mich allerdings stört, ist die Tatsache, dass dieses System nur auf Bestrafung aufbaut. Zum neuen Schuljahr werde ich etwas einführen, das mit Belohnung und Bestrafung arbeitet. Wie das genau aussehen wird, weiß ich noch nicht, aber ich habe schon vage Vorstellungen. Und ich hoffe, dass solche Methoden auch auf Dauer wirken. Wir werden sehen… 🙂

Potenzierte Hilflosigkeit – Part III

Die Odyssey nimmt kein Ende – zum Leidwesen aller. Die Klagen der Lehrer über die Klasse werden immer häufiger und der Klassenlehrer hat seine Kur (mal wieder) um eine Woche verlängert. Es ist echt zum Haareraufen. Seit Ostern macht er das nun schon, jetzt ist schon fast wieder Pfingsten… Dabei bräuchte seine Klasse echt mal wieder den Halt durch den Klassenlehrer. Die Stellvertreterin kümmert sich ja auch nicht wirklich um das Problem, was vor allem auch an der Teilzeitarbeit und der geringen Anwesenheit liegt.

Heute wurde es mir dann zu viel, sodass ich mich  mal zu dem Problem vor der Klasse äußerte.
Alles fing heute ruhig an – wir schrieben einen Vokabeltest, weil wir die Vokabeln die letzte Woche auch hoch und runter geübt haben und sie eigentlich sitzen müssten. Netterweise sammelte ich auch nur ein paar Tests ein – freiwillig wollte jedoch keiner abgeben.
Anschließend hatte ich mir eine nette Hörübung ausgesucht. Da morgen Feiertag ist, wollte ich die Stunde etwas auflockern. Und was passiert? Die Schüler waren heute unruhig ohne Ende. Die üblichen Verdächtigen haben wieder nur gestritten und gezankt und somit Unruhe in die gesamte Klasse gebracht. Selbst die vielen Ermahnungen und das Lauter-Werden halfen nichts. Letztes Mittel: Ich drohe den Schülern an, alle Tests einzusammeln, wenn es so weitergeht. Nach 3 Verwarnungen bzw. gelben Karten musste ich das dann leider auch in die Tat umsetzen, was mir sehr leid tat. Der Test war anscheinend ziemlich schwierig für die Schüler, obwohl wir letzte Woche so viel darüber gesprochen hatten und es auch Hausaufgabe war, die Vokabeln zu lernen.

Da es sich nicht gelohnt hätte, noch eine neue Übung anzufangen – erst recht nicht bei der Unruhe – nutzte ich die letzten 7-10 Minuten für eine „Standpauke“. Dabei sprach ich auch einige Schüler direkt an, z.B. T. wegen des Bauch-Pieksens. Ich sagte ihm direkt, dass er sich nicht wundern müsse, dass sich seine Mitschüler wehren, wenn er vermehrt in den Bauch piekst und weiß, dass diese das nicht wollen. Spätestens nach der 1. Eskalation hätte es klar sein müssen. Ich sprach aber auch die anderen Schüler an, dass so eine Reaktion ebenso unangebracht ist wie T.s Verhalten.
Es war mucksmäuschenstill während ich diese Worte alle aussprach – und die Schüler schauten wahrlich betroffen. Ich erzählte ihnen auch, dass ich weiß, dass es nicht nur in Englisch solche Probleme gibt, sondern sich das durch alle Fächer durchzieht und es so einfach nicht weitergehen könne. Aufgabe für die Schüler: morgen mal in Ruhe darüber nachdenken und ihr Verhalten reflektieren.

Bedröppelt verließen alle den Raum, auch die Lehrkraft. Eine Schülerin sprach mich noch an und fragte ängstlich, ob ich alle Tests bewerten werde. Tja, das weiß ich selbst nicht. Was würdet ihr in der Situation tun?

Sind das Rosinen?

Meine Mentorin pflegt ja immer zu sagen, dass wir uns gar nicht über unsere Schüler beschweren dürfen, da wir das Glück hätten, die Rosinen unter den Schülern an der Schule zu haben. Damit mag sie nicht ganz unrecht haben, wenn man sich 1. die harten Aufnahmebedingungen der Schule und 2. die Gesamtschulen der Stadt anschaut.
Andererseits habe ich mich heute bei der Kontrolle der Tests darüber gewundert, dass diesen Rosinen trotzdem irgendetwas fehlen muss. Jedes Mal sage ich vor den Vokabeltests an, dass sich die Schüler auch die Beispielsätze im Buch anschauen sollen, da ich diese im Test abfragen werde. Ihr werdet glauben, dass das zu einfach ist; das dachte ich am Anfang auch. Man kann aber beim Durchsehen der Tests gar nicht glauben, dass ich das gesagt habe… weder die Vokabeln, geschweige denn die Sätze sitzen. Woran liegt das? Kann mir das irgendjemand sagen??? Warum gibt es trotzdem Schüler mit 4 oder 5? Wieso? Sind sie zu dumm, meine lieben Rosinen? Fehlt ihnen etwas im Gehirn? Oder sind sie schlicht und einfach zu faul? Nicht ehrgeizig genug?
Meine Mentorin scheint sich damit abgefunden zu haben. „Wir nehmen so lange diese Sätze bis sie es verstanden haben und diese lernen. Das ist auch für uns einfacher.“ Gut, machen wir so. Verstehen kann ich es trotzdem nicht.

Auf meine E-Mail nach Wales hat übrigens noch keiner geantwortet. Das Semester müsste gerade angefangen haben – vielleicht sind sie im Stress, weil ein (oder mehrere) neuer Fremdsprachenassistent da ist. Ich hoffe trotzdem, dass sich bald jemand meldet.
Ich wäre aber auch nicht ich, wenn ich nicht noch einen Plan B und C in petto hätte – ich bin also noch ganz optimistisch gestimmt.

Morgen probiere ich wieder einige neue Methoden aus und bin schon gespannt, wie meine Schüler reagieren. Physikexperimente im Deutschunterricht? (Vorgangsbeschreibung)
„Lebendige“ Eier im Englischunterricht? (Einführung der neuen Grammatik)
Hach, das wird grandios! (hoffe ich)
Noch grandioser war es heute allerdings im Lehrerzimmer: Feier der frischgebackenen Omis. Man stelle sich 3 glückliche Frauen vor, die alle gerade Oma geworden sind und Fotos herumzeigen, + gefühlte 20, die die Kinderchen bestaunen. Die Geräuschkulisse kann sich jetzt jeder selbst vorstellen. Absolut süß das alles! Und als dann meine Mentorin noch damit herausrückte, dass auch sie letzte Nacht Oma geworden ist, haben sich die Frauen gar nicht mehr halten können. Und die Männer? Tja, die haben wohl einen großen Bogen um das Lehrerzimmer gemacht… Warum wohl? 🙂